Kreatives Schreiben, soweit das Auge reicht.

Jahrestagung – National Association of Writers in Education in York

Mein erster Creative Writing Workshop in England liegt schon fast 20 Jahre zurück. Das war im Jahr 2000 in London.  Was mir davon am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben ist: Wie die anderen bei der Pause im Pub darüber sprachen, dass sie alle an einem Roman arbeiteten. So selbstverständlich und leidenschaftlich zugleich, wie ich das in Deutschland bisher nur erlebt hatte, wenn die Menschen sich über anderes unterhielten – dass sie ein Instrument spielten, malten oder für Landschaftsgärten schwärmten. Über die Jahre hat es mich immer weiter beschäftigt, dass das kreative Schreiben im angloamerikanischen Raum viel mehr Menschen erreicht als bei uns.

Zum kreativen Schreiben ermutigt werden.

Deshalb war ich im November 2019 wieder bei der Jahreskonferenz der National Association of Writers in Education in York. Zu einem „Festival“ des kreativen Schreibens treffen sich dort Studierende und Promovierende, Hochschullehrende und Professor*innen, Lehrer*innen, Autor*innen und freiberufliche Schreibtrainer*innen. Um sich von den Vorträgen und Workshops der anderen inspirieren zu lassen, um sich auszutauschen und sich über neue Trends zu informieren.

Auch jetzt – drei Wochen später – habe ich noch ein bisschen das Gefühl, dort zu sein.  Auf dem Weg zum Workshop „Kollaboratives Schreiben von Gedichten“ . Oder gerade mittendrin in einem Vortrag zum Schreiben von historischen Romanen.  Oder gerade heraus aus dem Workshop „Novellas in Flash“ – über Novellen, die aus Kürzestgeschichten bestehen. Oder im Gespräch in der Pause mit Kolleginnen und Kollegen aus Finnland und Australien, aus Kanada und Spanien, aus England und Schweden. Mich steckt dort alles an. Und ich könnte Wochen dort verbringen.

Für das eigene Schreibthema begeistern.

Auf 15 Vorträge, Workshops und Lesungen habe ich es in den drei Konferenztagen diesmal gebracht. Bei einer Auswahl von über 100, die aber eben auch gleichzeitig stattfinden, so dass es sich zu entscheiden heißt. Diesmal für mich besonders: Ich habe auch einen eigenen Kurzvortrag gehalten – zu meinem Leidenschaftsthema „Märchen schreiben“. Auch das hat es mir bei dieser Konferenz besonders angetan: Jede und jeder stellt das Thema vor, für das er oder sie am meisten brennt.

Nur eine halbe Stunde Zeit hatte ich mit meinem Vortrag inklusive Fragerunde. Also habe ich mich darauf beschränkt, etwas aus meinen Schreibwerkstätten vorzustellen und auf zwei kurze Schreibimpulse. Wie wunderbar, dass es an diesem Tag auch noch einen Vortrag gab, der sich als  eindringliches Plädoyer zum Schreiben von spekulativer Literatur an Hochschulen entpuppte.  Quasi der theoretische Hintergrund zu meinem Praxisteil. Alles verzahnt und vernetzt sich hier, von den zahlreichen Initiativen aus Großbritannien und Europa, die vor Ort vertreten sind, über die Menschen, mit denen es sich während der Veranstaltungen und auch in den Pausen leicht in den Austausch kommen lässt, bis zu den Inhalten.

Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder zur NAWE-Konferenz fahren. Sie findet vom 13. bis 15. November 2020 in Bristol statt. Informationen zur National Association of Writers in Education und zu den Veranstaltungen findest du unter https://www.nawe.co.uk

Die Autorin

Sigrid Varduhn ist Geschichten-Anstifterin. Ihre Schreibwerkstätten und Erzählspaziergänge finden in Caputh, Potsdam und Berlin statt. Infos unter sigridvarduhn

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