König Kürze

Das Buch

Unsere Empfehlung

6/10

Die Besprechung

Natürlich enthält der Band die klassischen Hinweise: Nur notwendige und vor allem präzise Wörter verwenden, Adjektive nur dort, wo sie notwendig sind, einfache Sätze kraftvoll gestalten. Mit seinem Plädoyer für eine „saubere, schlanke Schlichtheit“ steht Clark nicht allein.

Zusammenhänge, Klänge, Rhythmen

Und dennoch schafft er, was vielen Schreibratgebern kaum gelingt: Uns auf die Fährte der Sprache und ihrer Struktur zu setzen, uns für Zusammenhänge, Klänge und Rhythmen zu begeistern.

Dazu tragen vor allem die Übungen bei. Sie helfen Schritt für Schritt, pointenreiche, prägnante Texte zu entwickeln.

Rüstzeug für Laienprediger

Clark zeigt, wie durch ein einzelnes Wort aus spröden Hauptsätzen Sprachkleinode werden, warum es hilft, einen Text auf einen Blick erfassen zu können, wie sich Dramatik in Kurzformen entwickeln lässt, mit welchen Kniffen Gewichtungen oder ein Gleichgewicht entstehen und wie Texte mehr Tempo entwickeln.

Er erklärt Parallelkonstruktionen, Sprach-Stakkatos und Lese-Fluss und die Bedeutung von Redundanzen und literarischne Verdichtungen – also das Rüstzeug, das für Autoren, Werbetexter, Journalisten, Blogger, Hobby-Dichter und Laienprediger gleichermaßen gilt.

Unbekannte US-Kulturgeschichte

Nur kommt diese universelle Schule für Kurztexte die Übersetzung und vielleicht auch Clarks eigenes langjähriges Wirken als Dozent am renommierten Poynter Institut für Journalismus in Florida in die Quere. Denn viele Beispiele, die Clark anführt, stammen aus den 1960er bis 1970er Jahren aus den USA.

Doch wer kennt hierzuland Mickey Mantle, wer Abe Lincolns Gettysburg-Rede? Wer erinnert sich an einen US-Slogan wie „Das Frühstück der Sieger“? Und wie viele Leser wissen auf Anhieb, was ein „Pitch“ ist? Die Twitterbeispiele erscheinen da wie ein Feigenblatt zur Neuzusammenstellung des Materials

Was zwischen meine Jeans kommt

Eine größere Herausforderung allerdings bedeutet die Übersetzung. Da lesen wir von einer „stromlinienförmigen Version des Tempo-Wechsels“ und von „aufgerüschten Anzeigen“. Da erstaunt uns der Sloagen: „Der Weihnachtsmann hat Elfen. Du hast Target“ und der Hinweis, dass wir uns einen Weg durch die harten Zeiten „machen“, wenn wir keinen finden.

Aus trockenem Humor wird ein „trockener Sinn für Humor“, den die Übersetzerin auch gleich am Beispiel einer Jeans-Werbung demonstriert: Aus dem Original „You want to know what comes between me and my Calvins?“ wird: „Ihr wollt wissen, was zwischen mich und meine Calvin-Klein-Jeans kommt?“

Diese ausgesprochene Sprachunsensibilität konterkariert das Ziel des Buches: Sprache nämlich als Instrument vorzustellen, dass wir, um es gekonnt zu spielen, in seinem innersten Wesen begreifen sollten.

Wer über die formalen Mängel hinwegschauen kann, dem sei der Band durchaus empfohlen.

 

Die Autorin

Christina Denz ist Journalistin, Schreibpädagogin, Dozentin und Initiatorin von Polgygonar, dem Online-Angebot für Web-Aktive. Außerdem betreibt sie den Garten-Blog Arcadia Revisited. Mehr Infos unter denz-berlin.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert