Seit Jahren leite ich Schreibwerkstätten und Schreibworkshops. Am Liebsten führe ich sie in meinen eigenen Räumlichkeiten durch, denn in meinen Gruppen ist mir eine vertrauensvolle Atmosphäre sehr wichtig. Eine Sache ist natürlich dabei die Anzahl der Teilnehmer_innen. Je weniger Teilnehmer_innen, obwohl das nicht ganz so stimmt, desto lockerer die Atmosphäre. Also die Anzahl ist schon einmal wichtig, aber auch wiederum nicht so klein, dass die Atmosphäre zu persönlich wird. Ein weiteres Kriterium ist, dass sich alle in die Augen schauen können.
Ein Foto meines SchreibRaums ist auch immer irgendwo auf meiner Homepage zu finden. Auch hier ist noch Verbesserungsbedarf, jedoch ist es möglich, dass jeder jede sieht. In meinen Gruppen wird viel gelacht und alle sprechen mit allen.
Ich frage mich natürlich, warum ich immer wieder Räume für Schreibwerkstätten angeboten bekomme, die sich dafür gar nicht eignen. Manchmal sind wirklich Räume dabei, in denen nicht nur die Tische in Reihen aufgestellt sind, hinzu kommt noch, dass man sie noch nicht einmal verschieben kann. Das heißt, alle Teilnehmer_innen sitzen in Reihen hintereinander und lesen sich in den Rücken hinein.
Wie wenig denken manche Leute mit? Gut, ich finde es grundsätzlich erst einmal super, dass überhaupt etwas zum Thema Schreiben angeboten wird. Aber kann man denn bitte schön einmal über den Tellerrand hinausblicken? Und wenn man selbst noch nie an einer Schreibgruppe teilgenommen hat, wäre es dann möglich auf andere zu vertrauen? Das scheint jedoch ein ziemlich großer Gedanke zu sein, den nicht alle Leute denken können.
Dazu kommt wahrscheinlich noch, wenn die meisten Leute Schreiben hören, dann denken sie gleich an Schule. Und Schule bedeutet nun einmal für viele eine Klasse, und in einer Klasse sitzen die Schüler und Schülerinnen oft hintereinander und lauschen den Worten, die ihnen zugetragen werden. Zum Glück wird diese Sitzordnung heute oft aufgehoben. Aber immer noch finden sich Blöcke, wodurch sich Kinder in den Rücken sprechen und keinen Blickkontakt miteinander haben. Nicht alle Lehrer_innen sind hinsichtlich der Sitzordnung kreativ, manchmal lassen auch die Räumlichkeiten nur begrenzt andere Sitzordnungen zu.
Und dennoch: Eine Gruppe ist keine Klasse. Und selbst in einer Klasse sollte es möglich sein, das sich alle Leute ansehen und einen respektvollen Umgang miteinander pflegen können.
Die Autorin
Gaby Gäbelein ist Schreibtrainerin und unterhält den SchreibRaum Potsdam .