Der Dankbarkeitsbrief
Eines der wirksamsten Methoden emotional in positives Fahrwasser zu kommen ist dankbar zu sein und Dankbarkeit auszudrücken. Sie ist einer der ganz wichtigen Savouring (Genuss) Prozesse. Die Dankbarkeit einer Person gegenüber oder dem Schicksal oder einer höheren Macht, kann in der Regel sehr gut mit Worten erfasst und aktiv ausgedrückt werden. Was für eine schöne Steilvorlage für das Kreative Schreiben!
Hektisch fummelte meine Schwiegermutter an ihrer Kittelschürze, stand auf und verschwand in der Speisekammer neben der Küche. Ich hatte sie gefragt, ob sie ihrer verstorbenen Schwester all die schönen Dinge mal gesagt hatte, die sie für sie empfunden hatte. Die Dankbarkeit für ihre Nähe während der Kindheit. Die Schwesternliebe, als sie selber Mütter waren. Die warmen Gefühle, die den Erbstreit überdauerten. Schweigen. Schnauben hinter verschlossener Tür.
Als sie wiederkam, Keksteller in der Hand, hatte sie rote Augen. Themenwechsel. War es das Wetter? Schweigen über das, was sie eben so angerührt hatte. Keine Fragen dieser Art erwünscht.
Kennst Du solche Szenen?
Manchmal ist es gar nicht nötig zu reden. Schreib! Lass ehrliche Worte und echten Tiefgang auf ein Blatt fließen. Weil da Ruhe und Zeit sind. Niemand, der fragend abwiegelt oder ablenkt. Beim Schreiben bist nur Du da. Du und Deine Gedanken und Gefühle der Dankbarkeit.
Danke sagen auf dem Blatt. Darum geht es in diesem Blogartikel.
Welche ungesagten Worte der Dankbarkeit wabern in Dir? Hat die betreffende Person überhaupt einen leisen Schimmer, welche Bedeutung sie in Deinem Leben hat?
So viele Menschen begleiten uns auf dem Abenteuer Lebensreise. Von den Eltern angefangen über Freunde, Verwandte, Lehrer, Kinder und Kollegen beeinflussen andere Menschen unseren Lebensweg. Jeder auf seine Weise. Manche bleiben, viele biegen irgendwann mal vom gemeinsamen Weg ab und wir verlieren sie aus den Augen. Jeder von uns hat besonders bedeutsame Begleiter, denen wir ehrlich dankbar sind, weil sie uns in einzigartiger Weise bereichert haben.
Wer wäre das in deinem Leben? Wem bist du besonders dankbar?
Mir gefällt dieser Klassiker der Positiven Psychologie, weil er so nachhaltig und starke positive Emotionen hervorruft: der Dankbarkeitsbrief. Dabei geht es darum, einer Person, die eine wesentlichen Rolle gespielt oder einen wichtigen Beitrag geleistet hat, schlicht und ergreifend schriftlich zu danken. Jemanden, dem du noch nie so explizit Danke gesagt hast. Schreibe diesen Brief. Und selbst wenn du die betreffende Person nicht mehr erreichen kannst, schreib.
Hier ist die Schreibanregung für deinen Dankbarkeitsbrief:
- Denke an die Person an, der du schreiben wirst. Rufe dir diesen Menschen so konkret wie möglich ins Gedächtnis. Vielleicht hast du ein Foto oder ein Erinnerungsstück zur Hand, so dass du noch leichter ins Schreiben kommst.
- Visualisiere die Momente, die dein Leben positiv beeinflusst haben. Schreibe vom Kennenlernen, über die ersten Erinnerungen, über wichtige Momentaufnahmen und Wendungen. Notiere, was dich beeindruckt hat und wie genau. Wie hat dich diese Person berührt und beeinflusst? Wenn es Dir hilft, mach Dir ein Cluster.
- Dann fange an. Schreibe deinen Dankbarkeitsbrief. In der Form bist du vollkommen frei. Nutze die Worte, die dir ungefiltert in den Sinn kommen. Schreibe von der Leber weg. Gib dir die Erlaubnis schreibend dein Herz zu öffnen und deine Dankbarkeit in Worte zu kleiden.
- Wenn dir danach ist, nutze lyrische Varianten oder Metaphern, um dich noch leichter auszudrücken. Vertraue deinen Eingebungen. Es gibt nur ein „so oder anders“. Taxierungen spielen hier keine Rolle.
- Wenn du deinen Brief geschrieben hast, dann überarbeite ihn nur insofern, dass deine Stimme, dein Gefühl der Dankbarkeit unverfälscht ausgedrückt werden. Lass ihn für den Moment liegen.
- Anschließend drucke den Brief aus.
In der Originalversion von Martin Seligman verabredest du dich mit der Person, der du geschrieben hast. Geht das nicht persönlich, dann rufe an. Verrate dabei nicht, um was es dir geht. Beim Treffen liest du dann deinen Dankbarkeitsbrief vor und überreichst ihn.
Das positive Gefühl der Dankbarkeit kannst du schon beim Schreiben deutlich spüren. Wenn du den Brief abschickst, dann machst du die Tür für eine wunderschöne Vertiefung deiner Beziehung auf.
Es kann sein, dass es dir lieber ist, den Brief bei dir zu behalten und lieber spontan Danke zu sagen. Setze dich keinesfalls unter Druck und entscheide aus dem Bauch heraus. Schreibe und zeige dich, so dass es sich für dich authentisch und echt ist.
Viel Spaß dabei! Genieße die positive Wirkung von Dankbarkeit.
Buchtipp: Martin Seligman, Der Glücks-Faktor
Die Autorin
Sabine Samonig ist Stärkencoach und ergänzt Ihr Angebot mit kreativen Schreibinpulsen. Stärkencoaching und Selbstmarketing für Frauen, die Erfolg selbst definieren wollen.
Ein Gedanke zu „Kreative Schreibanregung mit positiven Nebenwirkungen“
Was für eine schöne Anregung, Sabine. Ich hatte sofort meinen Vater im Kopf, als ich den Text las. Und meine Mutter, der ich das noch sagen kann. Mich hat das sehr berührt – Dein Vorschlag für einen Dankbarkeitsbrief kommt offenbar für mich gerade recht. Vielen Dank dafür.!