Bin ich froh, schon vor Corona-Zeiten das Collagieren für mich entdeckt zu haben. Zwei Aktivitäten sorgen im Augenblick dafür, dass ich mich einigermaßen stabil fühle: 1. das allmorgendliche Aufschreiben meiner Gedanken, Sorgen, Hoffnungen, Träume. Also die „Morgenseiten“ nach Julia Cameron. Und 2. das Anfertigen von Collagen zu dem, was mich bewegt, nach dem Collage-Dream-Ansatz von Johanna Vedral vom writer‘ s studio in Wien. „Eine Leidenschaft, die einen nicht mehr loslässt“, hat Johanna Vedral das Collagieren in einem Video genannt. Und genau das ist bei mir passiert, seit ich es im Herbst 2019 bei einem Workshop im schreibzentrum.berlin kennengelernt habe. Collagen hatte ich auch schon vorher immer einmal erstellt. Aber erst mit dem Collage Dream Writing ist mir das wirklich wichtig geworden.
Schneiden, schieben, puzzlen, träumen.
Ein Stapel Zeitschriften auf den Tisch gelegt, für ein bestimmtes Format entschieden – bei mir meist DIN A5 – und schon geht es los. Im letzten halben Jahr habe ich bestimmt 25 oder 30 Collagen angelegt, oft mehrere pro Woche. Beim Auswählen und Ausschneiden der Bildelemente aus Zeitschriften, beim Hin- und Herschieben auf dem Papier und beim Aufkleben stellt sich ein traumähnlicher Zustand ein, so etwas wie ein Flow.
Wenn ich schnell durch die Zeitschriften blättere, wähle ich die Bilder aus, die „mit mir reden“, mich ansprechen. Sowohl im positiven Sinne von Gefallen als auch darin, dass sie mich provozieren, herausfordern. Auf dem Papier schließlich schiebe ich sie, bis es sich für mich stimmig anfühlt, es passt. Was mir das Bild, die Kombination der Elemente, konkret zu erzählen hat, ergibt sich oft erst später.
Meine Themen zeigen sich.
Wald, Wasser, Tiere, nach Hause kommen, ein neues Zuhause entdecken. Meine Themen spiegeln sich in fast allen meiner Collagen wider. Von einer Collage zur anderen gehen aber auch Entwicklungen in mir vor, sie nehmen Bezug aufeinander. Manchmal wird mir das schon mit dem Bild klar, manchmal erst, wenn ich den Titel auf der Rückseite noch einmal lese oder das, was ich dazu geschrieben habe.
Wald, Wasser, Tiere, nach Hause kommen, ein neues Zuhause entdecken. Meine Themen spiegeln sich in fast allen meiner Collagen wider. Von einer Collage zur anderen gehen aber auch Entwicklungen in mir vor, sie nehmen Bezug aufeinander. Manchmal wird mir das schon mit dem Bild klar, manchmal erst, wenn ich den Titel auf der Rückseite noch einmal lese oder das, was ich dazu geschrieben habe.
Die Autorin
Sigrid Varduhn ist Geschichten-Anstifterin. Ihre Schreibwerkstätten und Erzählspaziergänge finden in Caputh, Potsdam und Berlin statt. Infos
unter sigridvarduhn.
Ein Gedanke zu „Wie im Traum – über Collagen ins Schreiben kommen“
Danke für diesen inspirierenden Erfahrungsbericht, liebe Sigrid. Collagieren war bisher für mich nicht unbedingt positiv besetzt – es gab da mal eine Kunstlehrerin in meiner Schulzeit, die mir nicht gerade einen „offenen Zugang“ zu dieser Methode vermittelt hat – und dein Text hat mir richtig Lust gemacht, diese Methode jetzt (bei Gelegenheit, die wieder kommen wird!) in einem anderen Kontext mit Neuem zu füllen und auszuprobieren :)!